Die unendliche Geschichte

oder wie sich eine Stadt erpressen lässt

Das eben ist der Fluch der bösen Tat,
dass sie, fortzeugend,
immer Böses muss gebären.
Friedrich Schiller

Basketball_pictogramDa ist ein Basketball-Verein der von der EnBW gesponsert wird. Der Verein spielt in der ersten Liga und es gibt Sportfanatiker, die dieses gut für die Stadt halten. Denn so wird die Stadt ab und zu in den Medien genannt. Da hat dieser Verein auch noch ein Sportinternat und eine Sportschule. Damit haben junge Basketballfans die Möglichkeit, bei einem Verein zu spielen, der einen Namen hat. Glanz fällt auf die Jungen, Ruhm und hoher Verdienst in Aussicht. Ist ja auch besser als in einem kleinen über die Stadt hinaus nicht bekannten Verein zu spielen. So weit so gut. Wenn da nicht die Begehrlichkeit wäre.

Mit der Drohung man werde als Verein in die naheliegende Landeshauptstadt umziehen, fordert man von der Stadt eine den Ansprüchen des Vereinsvorstandes entsprechende Basketballhalle. Und was geschieht? Die Halle wird gebaut.

Damit es nicht so deutlich wird, dass man der Erpressung nachgegeben hat, wird die Halle als Multifunktionshalle gebaut. Später wird sich herausstellen, dass die Halle den Anforderungen einer Multifunktionshalle nicht entspricht. Nachbesserungen sind notwendig. Wer zahlt? Natürlich die Stadt. An Warnungen hat es nicht gefehlt. Aber wo Grossmannsucht um sich greift, hört der Verstand auf zu funktionieren und die Verantwortung für die Steuergelder wird in den Hintergrund gestellt. Es war aber nicht nur eine Entscheidung der Stadtoberen, sondern auch der Mehrheit des Gemeinderates. Mit glänzenden Augen, den Ruhm schon in Erwartung, wurde für die Halle an nichts gespart.

Um auch die Kosten für die Halle zu verschleiern, wird sie als PP-Projekt gebaut. Später stellt sich heraus, dass das Projekt scheitert, weil der „Anzug“ etwas zu groß für die Stadt ist. Was ist die Folge? Die Stadt setzt Millionen Euro in den Sand und übernimmt nicht nur die Halle, sondern auch das Risiko.

Und plötzlich kommen auch kritische Stimmen von Gemeinderäten, die der Halle mit freudigem Herzen zugestimmt hatten. Wäre es nicht besser manchmal etwas vorzudenken, um nicht nachher nachdenken zu müssen?

Nun hätte man die Sache zu den Akten legen können, wenn da nicht die Rache der EnBW wäre. Als die Gemeinderäte die Konzession über das Stromnetz an die Stadtwerke vergab, schlug der Atomkonzern zurück und beendete sein Sponsoring. Der Verein bemühte sich nicht besonders um andere Sponsoren in der Gewissheit, dass die Stadt einspringen würde. Nun raten sie mal was geschah? Die Stadt sprang ein.

Ein Profiverein, in dem der Geschäftsführer und die Profisportler ein mehrfaches von dem bezahlt bekommen (nicht unbedingt verdienen) als selbst der Oberbürgermeister der Stadt, wird gesponsert.

Um das Sponsoring durch die Stadt zu verschleiern, werden von den Stadtwerken und der Wohnbaugesellschaft Ludwigsburg die Gelder fließen. Die Stadtwerke betonen, dass die Energiepreise nicht steigen werden. Die Wohnbaugesellschaft versichert, dass es keine Mietpreiserhöhung gebe. In der Begründung der Geschäftsführungen wird der Verzicht der Stadt auf entsprechende Gewinnabführungen als Voraussetzung genannt. Das bedeutet die Stadt subventioniert einen Profiverein zu Lasten des Breitensports und sozialer Einrichtungen. Wie schrieb schon Schiller in seiner Wallenstein Trilogie: Das eben ist der Fluch der bösen Tat, dass sie, fortzeugend, immer Böses muss gebären.